Geschichte

Etwa seit dem Jahr 650 wurde Rügen vom westslawischen Stamm der Ranen oder Rujaner bewohnt. Aus derer porabischer Sprache, 1232 wird ein Ort Namens „Gora“ = Berg genannt, leitet sich der Ortsname Bergen ab. Im Verlauf ihrer sechshundertjährigen Geschichte entwickelte sich eine soziale Schichtung, der Ranen, in Kriegerbauern und Stammesadel. Der Stammesfürst hatte die Stellung eines Königs. Die Ranen hatten eine eigene Stammesreligion, in deren Mittelpunkt der Tempel ihres Gottes Svantevit auf Arkona stand, andere Götter waren z.B. Porenut, Porevit und Rugievit. Ihren Lebensunterhalt schafften sich die Ranen mit Viehhaltung, Landwirtschaft und Fischerei. Durch das Streben der Stammesaristokratie nach Reichtum kam es zu übergriffen auf benachbarte Staaten. So kam es zum Krieg mit Dänemark. 1136 wurde Arkona erstmals von den Dänen erobert. Bei der zweiten Eroberung 1168 wurde Arkona, und damit der Svantevit-Tempel von den Dänen zerstört. Mit der Zerstörung des Heiligtums der Ranen begann die Unterwerfung und Christianisierung Rügens. Der Stammesadel wandte sich vom Priestertum ab, und sichert seine soziale Stellung im Bündnis mit dem dänischen Adel. Der Rügensche König Jaromar I. erhielt den Titel eines Lehensfürsten. Seine Residenz hatte dieser in einer Burg auf dem Rugard, einer 90 m hoch gelegenen Hügelkuppe. Auf dieser Burg residierte auch noch Jaromar II.. 1169 wurde die Insel Rügen, durch eine Verfügung von Papst Alexander III., dem dänischen Bistum Roskilde unterstellt. 1285 schenkte Wizlaw II. die Kapelle auf dem Rugard dem Bergener Kloster, was auf die Aufgabe der Burg deutet. Der Bau der Marienkirche wurde um 1180 unter Jaromar I. als romanische Basilika mit Querschiff begonnen. Ursprünglich war sie als Herrschaftskirche (Pfalz) bestimmt, doch der Lehensfürst Jaromar mußte seine Pläne ändern, um sich mit den dänischen Lehensherrn zu arrangieren. 1193 wurde die Kirche als Klosterkirche des Nonnenklosters Bergen geweiht. Die Nonnen kamen zumeist aus dem Rügenschen Adel. Das Kloster wurde mit Grundbesitz ausgestattet, diese Zuerkennung wirtschaftlicher Privilegien sicherte die ökonomische Basis. Die Gründung des Klosters begünstigte die Entwicklung eines Dorfes. 1232 und 1250 werden Krug und Marktflecken erwähnt. 1314 nennt man die Örtlichkeit „villa montis“ – Dorf auf dem Berg. Die slawischen Einheimischen werden immer mehr von Zugewanderten überlagert. 1325 stirbt Wizlaw III., der letzte einheimische wendische Rügenfürst und Minnesänger.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bildeten sich erste städische Funktionen heraus. Aber noch herrschte das Kloster. 1534 beschloß der Landtag zu Treptow die Einführung der Reformation in Pommern. Das Kloster ging in den Besitz des pommerschen Herzogs. Am 19. Juni 1613 unterzeichnete Herzog Philipp Julius II. die Urkunde über die Verleihung des Stadtrechtes an Bergen. 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Im November 1627 eroberten kaiserliche Truppen Rügen und verursachten eine Hungersnot und massakrierte die Bevölkerung. Am 9. Juni 1630 ging die letzte kaiserliche Stellung an die Schweden verloren. Im Oktober 1648 erfolgte der Friedensschluß. Aber weitere Kriege hinterließen auch ihre Auswirkungen auf Rügen, von 1655-1660 der schwedisch-polnische Krieg, von 1675-1679 der schwedisch-brandenburgische Krieg, 1700-1721 der nordische Krieg, 1756-1763 der siebenjährige Krieg. In den Jahren 1805-1813 litt die Bevölkerung Bergens unter den wechselnden französischen und schwedischen Besetzungen.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Kapitalismus vollzog sich in Bergen nur langsam. 1823 und 1853 nehmen Lederfabriken die Arbeit auf. 1869 beschäftigt eine Maschinenfabrik 14 Arbeiter. 1883 verkehrten die ersten Züge zwischen Bergen und Altfähr. 1890 nahm die Molkerei ihre Produktion auf. Das Postgebäude am Markt wurde 1891 errichtet. 1898/99 wurden das Wasserwerk und das Elektrizitätswerk errichtet. Als am 12.4.1917 Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) mit dem Zug durch Bergen zur Fähre nach Sassnitz fuhr, ahnte noch niemand, welche Auswirkungen diese Reise auf die Weltgeschichte haben würde.
So wie der 1. Weltkrieg seine Opfer forderte, starben auch im 2. Weltkrieg etwa 300 Bergener im „Feld“. Das die Ideologie der nationalsozialistischen Bewegung auch vor den Kirchentüren nicht halt machte, zeigte die Mitgliedschaft vieler Rügener Pastoren und Gemeindekirchenratsmitlieder in der NSDAP. Schon 1933 beschreibt man die politische Entwicklung als „… Sturm von Gott gesandt …“. Die Glaubensbewegung der Deutschen Christen trägt zur Verbreitung und Akzeptanz der nationalsozialistischen Ideologie bei.

Am 4. Mai 1945 begann die kampflose Besetzung Rügens durch sowjetische Truppen. Durch den Zustrom von Flüchtlingen steigt die Einwohnerzahl Bergens von 6.000 Einwohnern bei Kriegsbeginn, auf 8.745 Einwohner im Jahr 1946. Vorrangiges Ziel ist in der Nachkriegszeit die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wohnraum. 1952 beginnt am westlichen Stadtrand der Bau des Industriegeländes. 1953/58 entsteht die Molkerei, die täglich 300 t Milch verarbeitete. 1955/56 entsteht der VEB Brot und Backwaren. 1957/58 nahmen Schlachthof und Fleischwarenfabrik die Produktion auf. Eine leistungfähige Nahrungsgüterindustrie entstand in Bergen, welche die Insel und Teile des Festlandes versorgte.

Ein Zitat aus dem Reiseführer der Deutschen Demokratischen Republik, Ausgabe 1962, Seite 121:

„Im Nordwesten, in unmittelbarer Nähe des Rugard (91 m), liegt Bergen, der Geburtsort des berühmten Chirugen Theodor Billroth (1829). Sehenswert ist in dieser typischen Kleinstadt nur die im spätromanischen Stil erbaute Marienkirche (12. Jahrhundert), eine der ältesten Backsteinbauten Norddeutschlands, deren Innenraumgestaltung auf dänische Baumeister schließen läßt.“

Mit dem Bau des Stadtteils Rotensee sollte für Bergen das Ziel der SED erfüllt werden, für jeden Einwohner/Familie bis zum Jahr 1990 eine Wohnung bereitzustellen. Gleichzeitig musste Wohnraum für die Belegschaft des Fährbahnhof Mukran geschaffen werden.

Im Herbst 1989 trugen die wöchentlichen Friedensandachten in der Marienkirche ihren Teil zur friedlichen Wende auf Rügen bei. Die Kirche gewährte engagierten Bürgern die Möglichkeit, ihre Meinung frei und unzensiert zu äußern.
Die Hoffnung, dass mit dem Ende der „Diktatur des Proletariats“ die Zahl der Taufen und Wiederaufnahmen in die Kirchen steigt, erfüllte sich nicht.